Ursprüngliche Geschichte
Die Amorbacher Zehntscheuer wurde im Jahr 1488 für den „Steuersäckel“ des Klosters Amorbach unter der Herrschaft des Mainzer Kurfürsten durch Frondienst erbaut. Der Baumeister war der Steinmetzmeister Peter Kraft. Durch die Säkularisation des Klosters 1803 ging die Zehntscheuer in das Eigentum des Fürstenhauses zu Leiningen über. Durch die Abschaffung des Zehnt in Bayern im Jahre 1848 verlor die Zehntscheuer ihre Bedeutung.
Kino Ära
1939-40 erwarb Ernst Haamann aus Miltenberg das marode Gebäude und baute es zu einem Kino um. Noch heute schwärmen damalige Kinobesucher davon. Nach seinem Tod 1981 stand das Kino leer und verfiel.
1986 wollte ein Hamburger Konsortium für „Spielsalons“ das Gebäude erwerben. Die Amorbacher Bevölkerung wehrte sich unter Führung des Kulturkreises „Alte Weberei e.V.“ erfolgreich – auch gegen die Stadt. Die Mittel für einen Kauf waren jedoch nicht vorhanden.
Durch Zufall erhielt der von München müde Architekt Hans-Jürgen Scheller davon Kenntnis und kaufte 1988 die Zehntscheuer dem Konsortium vor der Nase weg. Er stellt sie in Eigenleistung für einen Spielbetrieb wieder her. Silvester 88/89 fand zum 500. Geburtstag die erste gemeinsame Veranstaltung mit dem Kulturkreis statt.
Der Kulturkreis zog 1990 als Mieter ein. Er gab sich im Juni 1991 eine neue Satzung als „Kulturkreis Zehntscheuer Amorbach e.V.“ und übernahm 2001 das Gebäude mit Eigenmitteln, Krediten, Spenden und Benefizveranstaltungen entsprechend der Satzung.
Umbau und Renovierung
In den Jahren 1990-2000 wurde die Voraussetzung für die Nutzung als Kleinkunstbühne mit immens hohen Eigenleistungen und Spenden erbracht: Bühne, Lichtanlage, Toilettenneubau, Begradigung des abfallenden Bodens, eine vorschriftsmäßige Küche, Komplettrenovierung der verbliebenen Kinostühle, Erneuerung des Innenanstrichs, des Außenputzes und vieles mehr.
2013 folgte eine dringend notwendige Dachneudeckung mit Ausbesserungen am Dachstuhl – jetzt in historischer Ausführung mit Biberschwänzen, die Bleiabdeckung der anfälligen Zinnen und ein Sanierungsanstrich. 2015 schloss sich die Innenraum-Modernisierung an: Elektrik, Licht und Tonanlage mit zentralem Regiepult, Innenanstrich, neue Tische und Tischbeleuchtung.
Die Finanzierung der Kosten von ca. 100.000 € gelang nur durch Spenden, Zuschüsse der öffentlichen Hand (z.B. Denkmalschutz) sowie Darlehen.